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Sonntag, 18. Oktober 2015

Hilferufe aus dichten Rauchschwaden

Brandschutz: 60 Einsatzkräfte der aller Lindenfelser Feuerwehren rückten aus zu einer Alarmübung in Schlierbach 

Schlierbach. Plötzlich heulten die Sirenen in Schlierbach und zeitgleich regten sich die Melder der Feuerwehrkameraden aus dem Ort, aus Winkel und aus Lindenfels Mitte. Sieben Minuten später wurden gemäß dem Alarmplan die Mitglieder Freiwilligen Feuerwehren aus Eulsbach, Glattbach, Seidenbuch, Kolmbach und Winterkasten aus ihrer abendlichen Ruhe gerissen.


"Ich komme von einem 50. Geburtstag und musste jetzt auf mein Abendessen verzichten", erzählte einer der Brandschützer. Es war nur ein Beispiel, was es bedeutet, wenn ohne vorherige Ankündigung ein Einsatz bei der Feuerwehr ansteht.

Explosion einer Gasflasche
Im Gerätehaus erfuhren alle dann von der anstehenden Alarmübung in Schlierbach. In einem Rohbau in der Waldstraße - dem ehemaligen Gasthaus Sonnenblick - hatte es, so die Info, eine Explosion einer Gasflasche gegeben. Es wurden vier Personen als vermisst gemeldet.
Die Schlierbacher rückten als erstes am Rohbau von Markus Gesell an, ihr Wehrführer Oliver Wolf stand als Nachbar nicht für den Einsatz zur Verfügung - er hatte ihn mit dem stellvertretenden Stadtbrandinspektor Jürgen Bitsch vorbereitet. So oblag diese Aufgabe dem stellvertretenden Wehrführer Marcel Vatter, der mit seinen Kameraden als erstes vor Ort war.

Die für die Brandschützer ungeplante Übung hatte es in sich. Das Objekt lag am Ende einer schmalen, schwer zugänglichen Straße. Schon die Koordination der Feuerwehrfahrzeuge war nicht einfach zu bewältigen, zumal die später nachrückenden Wehren die Aufgabe bekamen, vom Bach aus eine Wasserleitung hinauf zum letzten Gebäude in der Waldstraße aufzubauen. Wer in die Straße hineinfuhr, hatte es nicht leicht, wieder herauszukommen.

Eine gespenstische Szenerie zeigte sich vom Hof des Anwesens. Im dichten Nieselregen rissen die blauen Lichtsignale der Feuerwehrautos immer wieder Lichtblitze in den Nebel. Aus dem Gebäude drangen dichte Rauchschwaden - die Nebelmaschine hatte gute Arbeit geleistet - und von drinnen waren Hilferufe zu vernehmen.



Für Einsatzleiter Marcel Vatter war es die erste Aufgabe dieser Art. Für ihn war das oberste Gebot, sich um die vermissten Personen zu kümmern. Einsatzkräfte rüsteten sich mit Atemschutz aus, bereiteten eine Schlauchleitung vor und krochen dann auf allen Vieren in das völlig vernebelte Gebäude.
Derweil waren die Kollegen aus Winterkasten angekommen, die schnell eine Steckleiter zusammenbauten und an das Balkongeländer stellten. Atemschutzgeräteträger klettern nun fast drei Meter in die Höhe, um von oben nach den Vermissten zu suchen.

Unterstützung kam nun mit dem Drehleiterfahrzeug der Lindenfelser Wehr - auch das musste durch die enge Straße und an den andern Feuerwehrfahrzeugen vorbei. Mit Eintreffen der Lindenfelser Wehr hatte Marcel Vadder die Einsatzleitung an den stellvertretenden Wehrführer von Lindenfels, Michael Höbel, übergeben.

Suche mit Wärmebildkamera
Nach und nach wurden die Vermissten geborgen - nur eine Person ließ sich nicht finden. Die Winterkäster Wehr setzt eine Wärmebildkamera ein. Doch auch diese Aktion war vergebens. Und dann kam noch die Meldung aus den Mikrophonen: "Wir haben eine weitere Gasflasche gefunden, die ist aber kühl, was sollen wir tun?"

Die Antwort vom Einsatzleiter kam prompt: "Die Personensuche hat Vorrang!" Erst als der Entlüfter eingesetzt wurde und sich die Nebelschwaden im Haus lichteten, entdecken die Einsatzkräfte den Verletzten munter und vergnügt auf einem Stuhl "ganz hinten rechts in der Ecke" sitzend. Bei einem wirklichen Einsatz läge er bestimmt schon am Boden und wäre dann auch leichter zu finden gewesen.

Mit dem Auffinden der letzten Person war die Übung beendet. Vom Bach her war mit Schläuchen eine lange Wegstrecke aufgebaut worden. Im Ernstfall hätten auch die Hydranten genutzt werden können, die befinden sich allerdings mal in der Mitte der Straße und mal etwas mehr am Rand. "Wäre wir daran gegangen, hätte kein Einsatzfahrzeug mehr zum Objekt vorfahren können", stellte Wehrführer Oliver Wolf in der anschließenden Abschlussbesprechung klar.
(Bergsträßer Anzeiger, Samstag, 17.10.2015)

Mittwoch, 14. Oktober 2015

Beim Löschen die Leitung geschont

Feuerwehr: Übung der Brandschützer aus Winkel, Schlierbach und Eulsbach / Sanierungsbedürftige Wasserrohre wurden vorsichtshalber nicht angezapft 

Einen Unfall mit Strom probten die Feuerwehren Winkel, Schlierbach und Eulsbach bei ihrer diesjährigen Abschlussübung. Angenommen wurde folgendes Szenario: Auf einer Baustelle wurde ein Arbeiter durch einen Stromschlag verletzt. Schuld war ein defektes Kabel. Ein weiterer Beschäftigter hatte einen starken Schock erlitten und irrte verwirrt umher. Der Funkenflug löste zudem einen Brand aus.  


Stromunfall mit Funkenflug
Somit gab es für alle Feuerwehrmitglieder genügend zu tun. Da der angenommene Unfall in Winkel passiert war, rückte zunächst die örtliche Feuerwehr unter Einsatzleitung von Wehrführer Achim Falter an. Die erste Aufmerksamkeit galt der verletzten Person, die unter dem Kran lag. Sicherheitshalber musste der Strom ausgeschaltet werden, ehe die Feuerwehr sachgemäß den Verletzten bergen konnte. Das ging alles innerhalb weniger Minuten, so dass der Verletzte den imaginären Sanitätern und Ärzten übergeben werden konnte.
Etwas schwieriger war es, die unter Schock stehende Person zunächst zu finden und dann zu beruhigen. Inzwischen waren auch die Kollegen aus Schlierbach und Eulsbach eingetroffen und halfen bei der Beruhigung des Mannes. Sie kümmerten sich auch um den Aufbau der Wasserleitung aus den nahen Bach und löschten den Entstehungsbrand. "Der Einsatz von Atemschutzgeräten ist auch hier wichtig, denn gerade auf einer Baustelle können Gefahren lauern, die zunächst nicht gesehen werden", informierte Achim Falter.
Wasser zum Löschen hatten auch die Kollegen von der örtlichen Wehr in ihrem Fahrzeug. Damit konnten sie den "Erstangriff" durchführen. Wenn die Wassermenge aus dem Fahrzeug und aus dem Bach nicht gereicht hätte, dann hätte es die Möglichkeit gegeben, weitere Löschflüssigkeit aus dem Hydranten zu bekommen. Doch davon machten die Winkler Feuerwehrkameraden bei der Übung keinen Gebrauch. Die Wasserleitung steht vor einer notwendigen Sanierung und ist "sehr empfindlich". Wie Achim Falter erklärte, sei der Brandschutz im Ort aber dennoch gesichert.

Dank der wasserführenden Fahrzeuge der Wehren im Stadtgebiet, dem nahen Bach und im Ernstfall auch der Wasserleitung können die Wehren im Bedarfsfall reagieren.
Zahlreiche Zuschauer verfolgten die Übung. Auch viele Feuerwehrnachwuchskräfte waren vor Ort. Der Lindenfelser Bürgermeister Michael Helbig, der stellvertretende Stadtbrandinspektor Jürgen Bitsch sowie die Ortsvorsteher und interessierte Bürger waren zugegen. Sie konnten sich von der guten Zusammenarbeit der drei Wehren überzeugen. Im Ernstfall wird aus drei Wehren eine Mannschaft, die nach allgemeiner Einschätzung schlagkräftig die Aufgaben lösen kann.

Positive Manöverkritik
Die Manöverkritik von Jürgen Bitsch fiel positiv aus: "Es hat alles wunderbar geklappt. Die verletzte Person konnte innerhalb kürzester Zeit geborgen werden." Für Bürgermeister Michael Helbig war es das erste Szenario mit einem Stromunfall. "Das fand ich interessant", sagte er. Er dankte den Winkler Feuerwehrkameraden, dass sie von der Wasserversorgung aus den anfälligen Leitungen bei der Übung keinen Gebrauch machte. Auch dem Grundstücksbesitzer galt der Dank des Bürgermeisters für die Bereitstellung. Die Aufgabenstellung der Inspektionsübung galt dem derzeitigen Trend bei den Feuerwehren: Die guten Brandschutzmaßnahmen in den letzten Jahren an den Gebäuden würden sich inzwischen positiv auswirken. Einsatzgebiete seien verstärkt technische Hilfeleistungen. Auch die Bilanz in diesem Jahr wird dieses wieder zeigen. Es war übrigens der 31. Einsatz im Lindenfelser Stadtgebiet. Die Übungen sind dabei eingerechnet. jhs
(Bergsträßer Anzeiger, Mittwoch, 14.10.2015)