Als am Freitagabend die Sirenen in Lindenfels und den Stadtteilen losheulten, war den alarmierten Einsatzkräften von Feuerwehr und Rettungsdiensten noch nicht bewusst, dass es eine Alarmübung war. Diese war, um den Einsatz realistisch zu gestalten, nicht angekündigt worden.
Vor Ort wussten die insgesamt 109
Brandschützer und Sanitäter dann zwar schon, dass der Qualm aus dem
Fenster ebenso unecht war wie die Verletzungen der
Jugendfeuerwehrmitglieder, die vor der Tür kauerten und etwas von einer
Gasexplosion im Keller erzählten. Anspruchsvoll war die Aufgabe, die auf
sie wartete, dennoch. Wenngleich der Qualm nicht von einem wirklichen
Brand herrührte – er erschwerte den Brandschützern die Sicht. Sie
mussten Atemschutz anlegen, um das Haus, ein leerstehendes
Arztpraxisgebäude nahe des Lindenfelser Luisenkrankenhauses, betreten zu
können. Jürgen Bitsch leitete den Einsatz. Kreisbrandmeister Volker
Steiger und Stadtbrandinspektor Reinhard Fink hatten das Geschehen
kritisch im Auge.
Immer mehr Feuerwehr- und Rettungswagen rückten an. An
einer Drehleiter wurden Scheinwerfer zur besseren Beleuchtung des
Einsatzgebietes befestigt. Auch der Gerätewagen Atemschutz der
Reichelsheimer Feuerwehr war vor Ort. Dank ihm ist es den
Feuerwehrleuten möglich, im Einsatz verbrauchte Gaskartuschen
auszutauschen.
Um 19.36 Uhr wurde die letzte Person aus dem Gebäude
getragen; damit hatte die Personenrettung ziemlich lange gedauert.
Langsam konnten die Einsatzkräfte wieder einpacken, Schläuche aufrollen
und Gerät verstauen. Die „Verwundeten“ standen von den Liegen auf.
Einige Jugendliche ließen es sich nicht nehmen, Verbände um Kopf oder Hand weiter zu tragen.
Bei der Nachbesprechung im Bürgerhaus servierte der SV
Lindenfels Bier und Würstchen für alle Übungsteilnehmer. Der Einsatz
wurde analysiert. „Aus meiner Sicht ist die Übung gut verlaufen. Die
Funkerei ist aber verbesserungswürdig“, sagte Stadtbrandinspektor Fink.
Auch Einsatzleiter Bitsch war relativ zufrieden. Amüsiert hatte ihn,
dass der geplante Einsatz eines Hebekissens nicht zustande kam. „Statt
das Kissen zu verwenden, haben Feuerwehrleute einen umgekippten Schrank
einfach von der Puppe herunter gehievt. Damit hatte ich nicht
gerechnet.“
Kreisbrandmeister Steiger wies auf die Schwierigkeit beim
Einsatz durch die enge Bebauung hin. Er merkte kritisch an, dass die
Atemschutzträger Verletzte bis zum Verbandsplatz getragen hätten, statt
sie außerhalb der Gefahrenzone an andere Helfer zu übergeben. Damit
würden sie im Ernstfall Zeit verlieren. „Ganz ordentlich“, lautete das
Gesamturteil. Auch Bürgermeister Helbig dankte den Feuerwehren,
Maltesern und dem Roten Kreuz für ihren Einsatz.
(Echo online 20.10.2014)